Minimalismus

Spirale, Schiermonnikoog

Ich hatte das Glück, einen ressourcenschonenden Lebensstil quasi mit der Muttermilch aufzusaugen. Meine Eltern haben so lange ich denken kann umweltbewusst und achtsam konsumiert und deswegen freut es mich umso mehr, dass das Thema Minimalismus in den letzten Jahren wieder ziemlich angesagt ist.

Ich weiß noch, dass ich im Dezember 2024 dann zum ersten Mal eine Bloggerin sah, die Ihr kleines Einmachglas mit ihrem kompletten Müll mehrerer Monate in die Kamera des Fotografen der „Welt“ hielt.

Minimalismus: Verpackungsmüll vermeiden!

Seitdem lässt mich der Gedanke nicht mehr los, auch müllfrei zu leben. Ich stolperte über die Auswirkung von Nanoteilchen in den Ozeanen und wollte ab sofort im ersten Schritt plastikfrei leben. Das fällt mir heute noch schwer.

Bei Obst und Gemüse bin ich im Bioladen gut aufgehoben, ebenso bei Backwaren, da bringe ich meine eigenen Verpackungen mit.

Anders sieht das aus bei Getreide von Reis bis Nudeln,  veganem Joghurt oder Aufschnitt, Hygieneartikeln, Reinigungsmitteln und so weiter. Es gibt in der Nähe keinen Unverpackt-Laden und die genannten Produkte werden nicht in Papier- oder Glasverpackungen angeboten so dass ich entscheiden muss, wie wichtig mir manche Produkte wirklich sind. Auf das Päckchen Käse verzichte ich schon lange, aber ich esse sehr gerne Tofu oder Tempeh, und beides kommt  leider in Plastik verpackt. Trotzdem kaufe ich es gelegentlich.

Ich habe schon immer vieles selber hergestellt, SojaJoghurt oder Nuss- bzw. Sojamilch sind kein großes Problem, Fertiggerichte gab’s ohnehin nie. Wir benutzen losen Tee, keine Beutel. Kaffee wird lose in Papiertüten gekauft, selber gemahlen und in der Espressokanne gekocht oder in der „French Press“ von Bodum. Der Kaffeeprütt landet im Garten als Dünger. Der Löwenzahn liebt das!

Und ich habe in den letzten Jahren Einiges dazugelernt über Naturkosmetik und Reinigungsmittel:
Wäsche wasche ich ohne Waschmittel. Ich füge gelegentlich ein paar Tropfen ätherisches Öl dazu oder wasche 8 Efeublätter mit, die ich zerreiße und in eine Socke einknote. Das funktioniert!

Meine Haare habe ich anfangs mit Natron gewaschen und mit Apfelessig nachgespült, mittlerweile reicht pures Wasser aus. Als Festiger verwende ich  wie schon Oma damals einfach nur Bier. Ich bin aber froh, dass der Geruch verfliegt, sobald die Haare trocken sind.

Ich bürste meine Haut mit einem Sisalhandschuh und pflege sie mit Ölen, meine Deodorants mache ich immer noch nach einem sicherlich schon 30 Jahre alten Hobbythekrezept (wenn ich ehrlich bin, bekomme ist es sogar nach wie vor von meinen Eltern angerührt, danke dafür!), oder aber ich verwende eine Mischung aus Natron, Kokosöl, Apfelessig und ätherischem Öl.  Die Zähne putze ich mit Natron.

Gereinigt und gewischt wird mit Seife oder Essigessenz.

Alleine dadurch hat sich der Verpackungsmüll im Haushalt erheblich reduziert.

Bei Sonnenschutzcremes traue ich mich noch nicht, auf Industrieprodukte zu verzichten. Und Toilettenpapier, das nicht in Plastik verpackt ist, habe ich in der näheren Umgebung auch noch nicht gefunden. Im Ausland wird ja anstelle von Toilettenpapier oft ein Wasserschlauch mit Brause verwendet, mangels entsprechender technischer Ausstattung zu Hause müsste ich dafür aber nach jedem Toilettengang duschen. Unpraktikabel. Auch habe ich in einigen Blogs von wiederverwendbarem Toilettenpapier gelesen, also Stoffstreifen, die nach Benutzung in die Waschmaschine kommen. 60 Grad sollen reichen, um die Stoffstreifen wieder hygienisch sauber zu bekommen.  Oder einen Waschlappen für kleine Geschäfte, ja das geht… Aber für eine größere Reinigung suche ich noch nach einer Lösung, mit der ich mich wohl fühle.  Und hier sprechen wir von zu Hause. Auswärts ist das Müllthema sowieso noch ein größeres.

Minimalismus: Abfälle vermeiden!

Ich bin sehr bestrebt, die Abfälle in der Küche auf null zu bringen, weil ich es ganz furchtbar finde, Lebensmittel wegzuwerfen und probiere deswegen ständig etwas Neues aus.

Obst- und Gemüseabfälle habe ich anfangs immer in einer Tüte im Gefrierschrank gesammelt und irgendwann einen Gemüsefond daraus gekocht, dann aber das ausgekochte Gemüse ausgepresst und entsorgt. Heute friere ich nichts mehr ein sondern püriere alle Abfälle in meinem Hochleistungsmixer und koche sie darin auf. Kleine Mengen verwende ich verdünnt sofort als Fond, wenn ich Gemüse dünste. Den Rest fülle ich als dickes Püree in kleine Schaubgläser und habe so immer Gemüsemark zur Hand, um Saucen anzudicken und abzurunden. Das Mark eignet sich auch als Basis für Aufstriche. Mit Abfällen meine ich wirklich ALLES: Kerngehäuse, Schalen, sogar die Kerne von Avocados, Paprika und Kürbissen funktionieren ebenso wie die Schale von Ananas oder die Außenrippen von Kohl, auch Blumenkohl. Selbst ausgelaugte Reste von grünem Tee, der x Mal aufgegossen wurde, kommen mit dazu.

Der grüne Stilansatz von Tomaten gehört allerdings in den Abfall, der ist nicht gesund.

Generell koche ich mehrere Portionen auf Vorrat, wenn ich sowieso am Herd stehe. Ich dünste jede Art von Gemüse und fülle es heiß in alte, saubere Marmeladengläser ein. Hält eine Ewigkeit, ich kann aber immer auf die Schnelle eine schnelle Gemüsemahlzeit aufwärmen oder einen Salat damit erweitern. Selbstgekochte Bolognese ist deswegen meist auch vorrätig, die schmeckt durchgezogen noch besser als frisch. Und auch außerhalb der Saison habe ich immer noch 2-3 Gläser eingekochte Spargelstücke im Schrank, die zu besonderen Gelegenheiten dann zelebriert werden.

Ich trinke jeden Tag eine ausgepresste Zitrone, weil Zitronen sehr basisch sind und deswegen helfen, einer Übersäuerung des Körpers vorzubeugen. Ich habe die Zesten dann abgezogen, getrocknet und zum Backen weiterverwendet. Der Rest kam anstelle von Spülmittel ins Spülwasser und landete anschließend im Müll.
Bis ich irgendwo hörte, dass eine Zitrone auch im Ganzen püriert werden kann und das Ganze sogar sehr gut schmecken soll. Ich wollte das nicht so ganz glauben, schließlich ist der weiße Part von Zitrusfrüchten sehr bitter. Bitterstoffe sind vor Allem wichtig, um die Leber anzuregen, die ja für die Entgiftung im Körper zuständig ist. Ein guter Grund, der Zitrone im Ganzen mit etwa 750 ml Wasser eine ordentliche Runde im Blender zu geben. Und was soll ich sagen: lecker! Seitdem trinke ich meine Zitrone nur noch so.

Minimalismus: Wiederverwertung!

Über dem Briefkasten hängt ein Hinweis, dass Werbung und kostenlose Wochenzeitschriften nicht gewünscht werden, was hauptsächlich Gastronomen nicht davon abhält, ihre Speisekarten ungefragt bei uns einzuwerfen. Das ärgert mich ganz enorm! Die Briefumschläge sämtlicher eingehender Post werden wiederverwendet oder als Notizzettel weitergenutzt, Papier wird sowieso von beiden Seiten genutzt.

Wir haben keinen Drucker im Haus, deswegen wird sowieso nicht unüberlegt gedruckt, gelesen, weggeworfen.
Geschenke werden  in wiederverwendbare Papiertüten gepackt.
Zeitungen reiche ich weiter, damit auch Andere sie noch lesen können, Bücher lade ich mir als eBook herunter oder ich gehe in die Bücherei.
Abgenutzte Kleidung verschenke ich im Urlaub an wirklich arme Menschen, das Gleiche passiert mit meinen alten Joggingschuhen. Alle andern Schuhe werden neu besohlt. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten 15 Jahren ein Paar Schuhe entsorgt haben zu müssen.
Das ist auch ein Grund, warum ich als vegan Essende noch für einige Jahre nicht vegan gekleidet sein werde. Ich habe gelernt, nicht viel und billig zu kaufen, sondern wenig und hochwertig. Ich trage heute noch T-Shirts, die ich mir vor 20 Jahren gekauft habe.

Es kommen viele Kleinigkeiten zusammen, die am Ende viel Abfall  vermeiden. Trotzdem reicht ein Einmachglas immer noch nicht aus für meinen Müll.

Ich bin weiterhin sehr an Ideen interessiert, wie der Müll noch weniger werden kann. Tipps, Vorschläge und Geistesblitze: bitte immer her damit. Was haltet Ihr vom Minimalismus? Wie weit reibt ihr es oder lebt Ihr den Minimalismus nur in bestimmten Bereichen?

Eure Nicole

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ohje, von einer solchen Art von Minimalismus bin ich meilenweit entfernt ! Bei wiederverwendbarem Toilettenpapier graust es mit sogar gewaltig !
    Eigentlich habe ich mir Jahrelang eingeredet, keine Lebensmittel wegzuwerfen bis ich mir dann eingestehen mußte, daß ich den Trester all meiner heiß geliebten Säfte auf dem Kompost entsorge- bis auf einen kleinen Anteil, den ich zum backen und braten verwenden kann.
    Ich rede mich damit heraus, daß alles im Garten landet und dort für irgendetwas gut ist.

    Ich bewundere diese Art des Minimalismus, halte sie, für mich, jedoch nicht für durchführbar.

    • Hallo Nic,
      ja, beim Klopapier hab ich auch geschluckt…. ;0) – doch auch wenn ich nicht alle Ideen gut finde, bzw. umsetze, merke ich, wie sie meine eingefahrene „Denke“ erweitern und sich dies auch auf andere Bereiche überträgt und mich animiert, zu gucken, wo ich noch überall Scheuklappen habe… Ich freu mich übrigens, dass Du so fleißig kommentierst und bin jedes Mal ganz gespannt. Macht Spaß mit Dir….

  2. Vielen Dank für die Blumen, Thomas.
    Ich habe mich schon tüchtig gewundert, warum es Kommentare nicht nur so hagelt… bei den interessanten Themen !
    Aber stimmt schon: natürlich will auch ich keinen Müll machen, es läßt sich aber wirklich nicht vermeiden und Lebensmittel wegzuwerfen ist nun wirklich das allerletzte !
    Eine Zeit lang habe ich die Zesten meiner Zitrusfrüchte auch schön getrocknet und aufgehoben bis ich merkte, daß ich niemals so viel backen werde, um die alle zu verwerten.
    Außerdem habe ich immer frische Früchte, denen ich,bei Bedarf, die Haut abziehe. Gerade liegt eine halbnackte im Kühlschrank… brauchte ich für den Wildkräuter-Smoothie.
    Heute früh habe ich mir das Haar mit Roggenmehl gewaschen und in meinem Schrank findet sich keine Putzmittelarmee.
    Aber wir sind ja noch jung… jede Menge Zeit zum optimieren !

    • Hallo Nic, danke für die Rückmeldung, freue mich sehr und das motiviert zum Weitermachen! Darf ich mit deinem Zitat „Ich hab mich schon tüchtig gewundert …“ werben, nenne auch nicht Deinen Namen …, LG, Thomas

  3. Ich weiß ja nicht, wie ihr es mit euren Melonenschalen haltet. Bei mir landen sie auf dem Kompost – bis heute.

    Irgendwie hatte ich richtig Lust auf eine Wassermelone, es war ja auch sonnig, doch nun ist die Lust vergangen und das Riesenteil, im Laden als Minimelone deklariert, lagert im Kühli.

    Was liegt da näher, als mein Saftbuch zur Hand zu nehmen und nach einer guten Idee für Melonen- irgendwas Saft zu forschen. Und nun der Knaller !

    Da steht doch tatsächlich, man solle, wenn man keine Angst vor „herb“ hat, die Schale mit entsaften, denn die enthalte wertvolle Mineralien und jede Menge Calcium.

    Also habe ich heute früh den Entsafter angeschmissen und erstmal eine kleine Probepressung versucht.
    Von wegen herb !!! Der Saft schmeckt hervorragend, ich will fast behaupten, besser als jeder, den ich bislang probierte und, trotz 700 ml, die ich am Ende zusammenpreßte, blieb nur ein winziges Häufchen Trester zurück.

    Wenn ihr also mal ein Stück Melone übrig habt… also, ich kann nur empfehlen, den Saft zu testen und bietet eure Saftpresse die Möglichkeit, von weichem auf hartes Preßgut umzustellen, dann nehmt besser die weiche Einstellung, trotz der festen Schale.

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