Weniger ist Mehr…
… hat Oma immer gesagt. Heute heißt das Minimalismus und ist nach den fetten Jahren, in denen es von allem gerne noch ein bisschen mehr sein durfte, immer mal wieder in den Schlagzeilen.
Mein Lebensstil ist generell konsumminimiert, was jedoch nichts mit meiner veganen Ernährung zu tun hat. Ich verfolge aber seit etwa 4 Jahren vegane Foodblogs und nehme dort zum Jahresende immer wieder diese „use up along“-Challenges wahr, bei denen das Ziel ist, die Vorratsschränke leerzukochen und es werden erst wieder Neuanschaffungen getätigt, wenn die dokumentierten Vorräte aufgebraucht sind. Andere verzichten für 12 Monate darauf, neue Kleidung zu kaufen oder boykottieren alle Produkte mit Palmöl. Ich kaufe unter anderem seit Jahren nichts, was in Plastik verpackt ist, sofern es eine Alternative gibt. Unser Haus ist ausschließlich mit gebrauchten Möbeln eingerichtet, und beim Abholen der Möbel haben wir meistens noch einen netten Nachmittag mit den vorherigen Besitzern verbracht. Es gibt mittlerweile Upcycling-Veranstaltungen und ich höre immer mal wieder von Repair-Cafes, bei denen defekten Dingen doch noch mal Leben eingehaucht wird.
Es gibt zahlreiche Ideen und alle haben abgesehen von den Auswirkungen auf die Umwelt eines gemeinsam: die Erkenntnis, dass wir im Überfluss leben, aber Konsum nicht glücklicher macht als kein Konsum. Klar, alles weltliche verschenken oder entsorgen – das macht niemand und das ist auch gar nicht nötig. Aber vielleicht ist ein bewusstes Verzichten für einen definierten Zeitraum gar keine schlechte Idee, um Werte wieder einschätzen zu können.
Nicht umsonst fasten viele Menschen traditionell von Aschermittwoch bis Ostern auf unterschiedliche Weisen. Manche verzichten komplett auf Nahrung, manche lediglich auf Fleisch oder Süßigkeiten, andere vielleicht aufs Fernsehen… Die Erfahrung, selbstverständlichen Dingen einen neuen Stellenwert zu geben, ist unbezahlbar. Natürlich ist das eine Wohlstandserfahrung: es ist sicherlich ein anders Gefühl, freiwillig auf Dinge zu verzichten, die man sich durchaus leisten könnte. Da ist ein Unterschied zwischen Hunger leiden und Fasten. Insofern ist Downsizing vielleicht der reinste Luxus in einer konsumgesteuerten Welt und die Chance, den Glanz der kleinen unspektakulären Dinge zu entdecken.
Eure Nicole